Das Heideblüten-Barometer zeigte 25%. Höchste Zeit. Beste Chancen für den Restgenuss der lila Pracht erhoffte ich mir im Naturpark Südheide bei Celle. Bei dickstem Nebel in Hannover empfing mich nach 90 km Fahrt in Schmarbeck strahlender Sonnenschein.
Wie erwartet war die Heide überwiegend bereits verblüht. Dennoch versprachen die drei Wanderrouten, die vom Parkplatz am Ortsrand durch die Teufelsheide führen, eine interessante Erkundung der alten Kulturlandschaft. Ich entschied mich für die längste Strecke. Rund 14 km auf sandigen Wegen durch offene Heidelandschaft und knorrigen Wacholderwald. Ein Teilstück verläuft auf dem 223 km langen Heidschnuckenweg, einer der schönsten Wanderwege Deutschlands.
Bereits nach kurzer Zeit traf ich auf die namensgebenden Tiere. Sie hoben erst die Köpfe als ich dicht am Zaun stehen blieb. Viel zu beschäftigt waren sie mit Schnökern, dem Naschen. Schnökern, Schnucken, Schnucke. „Aha!“, daher haben die Gehörnten ihren Namen. Dies und weiteres über das Leben in der Heide lernt man nebenbei, wenn man sich Zeit für die am Wegesrand aufgestellten Informationstafeln nimmt.



Doch nicht nur die Heidschnucken wissen um die Leckereien der Landschaft. Ab und zu entdeckte ich im Kiefernwald ambitionierte Zweibeiner. Ihre prall gefüllten Tüten verrieten die Objekte ihrer Begierde. Ich staunte nicht schlecht, als der Sammler mir den Prachtpilz zeigte. „Die Steinpilze schmecken nur so richtig mit Maronen. In der Pfanne geschmort, mit Zwiebeln und Speck. „Sie sind ja ein echter Schlemmer!“ Der ältere Herr grinste verwegen. „Jetzt muss ich aber los. Meine Frau wartet schon.“ Er schwang sich auf sein Rad und mir knurrte der Magen.


Zurück am Parkplatz entdeckte ich hinter den Scheibenwischer meines Autos eine nette Einladung von der Malerin Heike Schlobinski. Ich traf die Künstlerin gleich zu Beginn meiner Wanderung und wir kamen ins Gespräch. Ein Jahr begleitete sie eine Herde Heidschnucken und in dieser Zeit entstanden zahlreiche Ölbilder, Zeichnungen, Skizzen und Klangcollagen. Noch bis zum 31.10.2015 sind die Werke im Schafstall Emhoff in Wilsede zu sehen. „Schade“, dachte ich mit Blick auf die Uhr. Es war spät geworden in dieser wunderschönen Landschaft, trotz Heideblüten-Barometer von nur 25%.
